Editorial

Folge 9: Das Power-Supply von Schwerte




Max-Pranck-Intitut für Molekulare Biochemie in Schwerte-Uffhausen, 1. März 1978, 19:06 Uhr

Im gesamten Laborgebäude ist zum zweiten mal der Strom ausgefallen. Kühlschränke tauen ab, Zentrifugen laufen aus, Doktoranden hämmern gegen geschlossene Türen. Der junge Doktorand Werner B. ist seither verschollen. Die junge Putzfrau Aische Ü. berichtet: Ich hörre knall - dann alle Lichte aus. Nicht könne weiterputze und habbe Angst. Nach zehn Minutte Licht wieder da. Ich putze weiter, hier in Labor. Alles durcheinander. Ganze Bodde voll mit Asche und kaputt Kabel. Ich schnell putze weg, dann Feierabend.“ Die TA Vera Z. erzählt folgendes: Heute morgen wollte Werner damit beginnen sein Riesenprotein zu blotten. Er meinte das Ding sei so riesig und so ungeladen, daß er schon mehrere Power-Supplys parallel schalten müßte. Er ist dann den ganzen Vormittag im Institut herumgerannt und hat Power-Supplys zusammengeschnorrt. Am Mittag war´s dann soweit: Mit mehreren 10.000 Volt und viel Ampere hat ers versucht. Aber es hat nicht funktioniert. Erst hats mit der Kühlung nicht geklappt, alles fing an zu schmoren. Dann hat´s die Hauptsicherung ´rausgehauen. Er meinte dann beim Mittagessen, er wolle es am nachmittag nochmal versuchen, mit besserer Kühlung, und er wolle die Haupsicherung mit Draht überbrücken, die Leitungen würden das schon aushalten. Ich sag noch: Werner, tu das nicht“, aber er hört ja nicht auf mich. Die Rekonstruktion der Polizei und die Analyse der Asche im Putzeimer von Aische Ü. ergaben, daß Werner B. offensichtlich zwischen die Elektroden seiner Blot-Apparatur geraten ist. Die Ermittlungen laufen noch.

Henning-Schultze/Kai Herfort


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