Editorial

Eine runde Sache
im Würfelformat

(23.03.2023) Mit rotierenden Microarrays will Cube Dx den Diagnostikmarkt aufmischen. Ein Ziel, an dem dessen Gründer schon einmal gescheitert sind.
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„Der sicherste Weg zum Erfolg ist immer, es noch einmal zu versuchen.“ Dieses dem Erfinder Thomas Edison zugeschriebene Zitat könnte auch das Motto des österreichischen Biotech-Unternehmens Cube Dx sein. Die Cube Dx GmbH, die Microarrays für die mikro­biologische Diagnostik und die dazugehörigen Analysegeräte offeriert, ist bereits der zweite Versuch der Gründer Christoph Reschreiter (im Bild) und Bernhard Ronacher ihre Hybcell getaufte Technologie unter die Leute zu bringen. Bereits 2003 gründeten die beiden Österreicher die Anagnostics Bioanalysis GmbH, die 2015 in die Insolvenz ging, weil die Finanzierung nicht sichergestellt werden konnte und das Unternehmen rote Zahlen schrieb. „Wir haben nach dem Scheitern der Anagnostics immer noch an unser Produkt geglaubt und einen Neustart gewagt. Zusammen mit einem Investor konnten wir dann 2015 die Cube Dx gründen“, erinnert sich Reschreiter, CEO des Biotech-Unternehmens.

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Die Rotation macht’s

Der neue Firmenname leitet sich dabei von der ursprünglich sehr quadratischen Form des hauseigenen Analyse­gerätes Hyborg ab, wie der Geschäftsführer erklärt. Der Hyborg ist zuständig für die Auswertung des eigentlichen Produktes der Firma: dem zylindrischen Microarray Hybcell. „Normalerweise haben Microarrays eine flache Geometrie und auch die meisten konven­tionellen Lesegeräte sind in dieser Form ausgerichtet“, erzählt Reschreiter. Allerdings ließen sich Proben nur schwer gleichmäßig auf flache Objekte aufbringen und so entstünden Schwankungen in Puffer­konzentration und Temperatur innerhalb des Arrays.

Die von Mitgründer Bernhard Ronacher erdachte zylindrische Zelle soll hier Abhilfe schaffen. „In der Hybcell haben Sie nun einen zylindrischen Proben­behälter, in dem ein ebenfalls zylindrischer Microarray rotiert. Durch die Rotations­bewegung sorgen wir zum einen dafür, dass alle Bereiche des Arrays gleichmäßig mit der Probe benetzt werden, gleichzeitig rühren wir die Probe um.“ Somit ließe sich ein weitaus homogeneres Ergebnis erzielen. Da jedoch die bisherigen Herstellungs- und Analyse­verfahren auf flache Microarrays ausgelegt sind, fingen die Österreicher mit ihrem ersten Unternehmen quasi bei null an und mussten zunächst Überzeugungs­arbeit leisten. Mittlerweile ist das Hybcell-System jedoch bereits in einigen Krankenhäusern im Einsatz.

Leuchtendes Gegenstück

Sowohl den Hyborg als auch die Hybcell fertigt das Unternehmen teilweise selbst – ein Learning aus dem Scheitern der Anagnostics. „Damals haben wir die Geräte komplett extern produzieren lassen. Das ist an sich schon kosten­intensiv. Hinzu kam aber, dass wir auch noch in der Produkt­entwicklung steckten und jede Änderung im Fertigungs­prozess zu zusätzlichen Kosten geführt hat“, erinnert sich Reschreiter.

Mit dem nun ausgereiften System bedient Cube Dx vor allem die mikrobielle Diagnostik in Krankenhäusern. Die Analysen können dabei direkt mit klinischem Proben­material wie Vollblut oder Lavage-Flüssigkeit durchgeführt werden. Lediglich eine PCR mit den von Cube Dx vertriebenen Mastermixen ist nötig. Dabei werden Erreger-Amplicons mit einem Fluoreszenz­marker versehen. Auf der Oberfläche des Microarrays sind die passenden Gegenstücke verankert. Bindet das aus der klinischen Probe amplifizierte DNA-Stück an sein komplementäres Fragment auf dem Microarray, lässt sich dies durch das emittierte Licht auslesen. Cube Dx bietet verschiedene Arrays an, die neben den typischen, klinisch relevanten bakteriellen Erregern auch schwer kultivierbare Keime sowie diverse Pilze und Viren identifizieren können.

Nach dem Hype ist vor dem Hype

Zwar scheint der Hype der Microarrays zumindest in der Academia schon lange vorbei, die Kunden des öster­reichischen Biotech-Unternehmens störe das wenig, wie der Geschäftsführer erklärt: „Am Ende ist nicht wichtig, wie man die Technologie nennt, sondern, dass sie die geforderten Ergebnisse liefert.“ Zudem konzentriere man sich auf technisch anspruchsvolle Analysen, die sich auch mit anderen Technologien nicht leicht bewerk­stelligen ließen.

Reschreiter blickt deshalb zuversichtlich in die Zukunft. Zugunsten kommt dem Unternehmen auch, dass zahlreiche Krankenhäuser ihre Diagnostik-Abteilungen während der Corona-Pandemie ausgebaut haben und sich ein stärkeres Bewusstsein für die Wichtigkeit solcher Verfahren herausgebildet hat. In diesem Klima setzen die Österreicher nun auf den Ausbau diagnostischer Verfahren in spezia­lisierten Gebieten, wie etwa der Pilzdiagnostik bei der Sepsis. „Es ist unsere Strategie, dass wir uns jetzt diese auch technisch anspruchsvollen Themen schnappen und uns da etablieren“, schließt Reschreiter ab.

Tobias Ludwig

Bild: Pixabay/CreativeMagic (Würfel) & Cube Dx


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Letzte Änderungen: 23.03.2023